Ergänzung von Anders Swahn zu seiner Zeit bei Union gegenüber dem schwedischen Journalisten Erik Jullander:
Anders Swahn sagte, dass ihm im Nachhinein klar war, dass alles so kommen musste. Er kam aus der schwedischen 3. Liga in den Profifußball und sein Körper war darauf einfach nicht vorbereitet. Er hatte eine Oberschenkelverletzung, als er plötzlich nicht mehr spielte. Er dachte: ”Jetzt bin ich sechs Wochen weg.” Aber bekam dann von der medizinischen Betreuung eine Spritze und die Botschaft: ”So, jetzt kannst du in zwei Wochen wieder spielen”. Er hat sich gewundert und als er den nächsten Einsatz machte, verletzte er sich laut eigener Aussage wieder. Er weiß immer noch nicht, was das für eine Spritze war. Dann fuhr er mit Erlaubnis des Vereins nach Schweden, um sich da behandeln zu lassen.
Zum Thema schlechte Mannschaftsstimmung: Er sagte, dass er irgendwann merkte, dass es eine Ost-West-Dimension gab. Die Ossis und die Wessis waren jeweils für sich. Anders Swahn sprach nicht so gut Deutsch (aber konnte schon einiges verstehen). Als er nach einem Monat plötzlich etwas auf Deutsch sagte, haben die Mitspieler nicht schlecht gestaunt. ”Da saßen Mannschaftskameraden einen Meter neben mir und redeten schlecht über mich. Die dachten, dass ich nichts verstehe.” Der Anfang am Trainingsplatz sei auch schwer gewesen. ”Viele haben mir keine Pässe gegeben und haben mich auch bei Gelegenheit zum Boden gehauen.”
Links
- Buch “Immer weiter – ganz nach vorn” von Matthias Koch, Seite 191-200
- Buch “Und niemals vergessen – Eisern Union!” von Jörn Luther und Frank Willmann (1. Auflage, 2000), Seite 208-210
- http://www.immerunioner.de/swahn-anders
- http://www.immerunioner.de/juarez
- “Ein Fuchs kommt selten allein”, Berliner Zeitung, 1.10.1998
- “Fuchs kriegt Reißer Anders Swahn”, Berliner Kurier, 30.11.1998
- “Union-Stürmer Maric geht bald für den FC Berlin auf Torejagd”, Berliner Kurier, 7.12.1998
- “Eine Mannschaft bekommt Gesicht”, Berliner Zeitung, 7.12.1998
- “Eiserne sauer auf Plauen”, Berliner Kurier, 10.01.1999
- “Union-Trainer Fuchs fordert den Meistertitel”, Berliner Zeitung, 11.3.1999
- “Mehr Rehhagel als Ribbeck”, Berliner Zeitung, 17.4.1999
- “Kein Charakter? Swahn ab nach Schweden”, Berliner Kurier, 22.4.1999
- “1. FC Union verliert ein paar Millionen”, Berliner Zeitung, 8.5.1999
- “Sieg, aber BFC-Boß feuerte den Trainer”, Berliner Kurier, 9.5.1999
- “Eine Lizenz ohne Nutzen”, Berliner Zeitung, 19.4.1999
- “Union-Trainer Fritz Fuchs tritt zurück”, Berliner Zeitung, 2.6.1999
- “Union sichtet ein Dutzend Bewerbungen”, Berliner Zeitung, 5.6.1999
- Foto von Anders Swahn: Autogrammkarte von Union auf der Website des 1. FC Union Berlin
Hallo ihre beiden,
eine schöne Folge, vielen Dank dafür! Das war ein ganz schönes Durcheinander damals. Das hatte ich schon verdrängt. Es gibt interessante Parallelen zur heutigen Zeit, dass Spieler zu uns geholt werden und kaum Einsätze bekommen. Sie sind entweder nicht in die Mannschaft integriert, verletzt oder können das geforderte Leistungsniveau nicht erreichen.
Macht weiter so!
Eine sehr interessante Episode, die das damalige Kuddelmuddel schön dokumentiert. Es geht ja weniger um Swahn, als um Trainer Fuchs und die Gesamtsituation 98/99. Ich freu mich schon auf die nächste Folge
Vielen Dank für diese Folge!
Ich muss aber zugeben, dass sich die Beschreibung der Saison 1998/99 nicht ganz mit meiner Erinnerung deckt, und ich bin mir auch nicht sicher, ob Interviews mit den Protagonisten nicht überzeugender wären, wenn nicht so einseitig Spieler zu Wort kommen würden, die dann tatsächlich von Fritz Fuchs aussortiert wurden.
Zu Anders Swahn: sein erstes Spiel war natürlich ein Heimspiel, er war der 11.Neuzugang (von 14), und dass er gegen den BFC Dynamo in der Viererkette (?) gespielt haben soll, halte ich für ein Gerücht.
In meiner Erinnerung hatte Swahn die typischen Probleme eines klassischen Mittelstürmers, kriegte kaum Bälle und hatte einen extrem kleinen Aktionsradius.
Verpflichtet wurde er wahrscheinlich als Ersatz fûr Leo Maric. Den hatte man zwischendurch suspendiert, aber wieder begandigt. Maric wurde, genauso wie Ivica Simunec, vorgeworfen, im Training Spieler für andere Vereine abzuwerben. Wenn diese Vorwürfe zutrafen, wären sie wohl immer und überall ein Suspendierungsgrund gewesen und überhaupt wird der Wechsel zum FC Berlin wohl kaum geeignet gewesen sein, die Beziehungen beider Vereine zu verbessern.
Die Fluktation im Kader war natürlich während der Saison viel zu groß, hatte aber vielfältige Ursachen. Parallel zu Unions Wandlung zum seriösen Arbeitgeber rutschte Bebelsberg 03 in die roten Zahlen und man holte mit Persich, Schwanke und Petrowsky drei Spieler zurück, die eben zum Geldverdienen von der Alten Försterei ins Karli gwechselt waren. Dafür wurden nun andere Spieler in die Potsdamer Vorstadt geschickt, die plötzlich für Union nicht mehr gut genug waren.
Fuchs hat Küntzel nach einem Monat Amtszeit an Babelsberg verleihen lassen. Das erschien zumindest mir damals logisch, denn bei Union hätte er wohl nicht gespielt. Es sind damals viele Spieler während und nach der Saison weggeschickt worden, die sportlich perspektivlos schienen. Das es sich nicht bei allen bestätigt hat, soll in den besten Familien vorkommen und übermorgen werde ich diesen Gedanken bestimmt auch wieder haben. David Bergner hätte ich selbst gerne behalten, aber ich weiß und wusste natürlich, dass da auch viel Emotionskram dabei war.
Oelkuch und Közle wollten nach der Saison weg und wurden nicht aussortiert. Beide hätte man gerne gehalten. Oelkuch, den ich als sehr stark in Erinnerung habe, ist Fuchs nach Essen gefolgt. Was sagt denn so jemand im Nachhinein zu Fuchs? Oder Steffen Menze, den Fuchs in den Sturm stellte, und damit durchaus brilliant Unions Probleme vor dem gegnerischen Tor abmilderte? Fuchs, der in meiner Erinnerung damals durchaus ein bekannter Trainer war, kommt mir bei euch deutlich zu schlecht weg. Ich zumindest fand die Ablösung von Ingo Weniger damals erst furchtbar („Ein Unioner Weniger!“), aber die spielerischen Fortschritte dann extrem deutlich.
Auch in meiner Erinnerung war diese Saison furchtbar. Aber vor allem, weil sie, und das ist für Umbruchsaisons ja nicht untypisch, in manchen Momenten Hoffnung machte, um diese dann wieder zu zerstören. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass man das Gefühl hatte, man stünde im Juni 1999 vor einem Scherbenhaufen. Schon vor dem Abgang von Fuchs hatte man ja einige sinnvoll erscheinene Neuzugänge präsentiert. Offensichtlich hatte der hier viel gescholtene gar nicht so schlecht gearbeitet, als er (wer denn sonst?) im Frühjahr auf Scoutingtour gegangen war. Sein Abgang war aber natürlich ein Schock und extrem stillos. Und vor allem, da habt ihr natürlich recht, weil man jetzt auf ein paar unpopulären Entscheidungen sitzen blieb. Aber im Nachhinein habe ich immer gedacht, dass Fuchs durchaus ein bestelltes Feld hinterlassen hat.
Zu lang?
Tut mir leid.
@KoGe Auf keinen Fall zu lang! Und auf jeden Fall freuen wir uns auch über jeden Widerspruch zu unseren Darstellungen oder jede Korrektur, und greifen das gern auf!
So wie du die Saison schilderst, erinnert sie mich fast ein bisschen an die mit Norbert Düwel.